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4.5 Tripelpunkte der Erde

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Video: Tripelpunkte der Erde

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Eingangsbild: Bathymetrie am Rodrigues-Tripelpunkt im Indischen Ozean (2024 erstellt mit GeoMapApp).

Kapitel 4.5

Tripelpunkte der Erde

In diesem Kapitel werden einige Beispiele für reale Tripelpunkte der Erde vorgestellt.

Abb.4.5.1: Plattenmuster der Erde. Hervorgehoben in roten Kreisen: Tripelpunkte (verändert nach Meschede, 2018)

Abb. 4.4.1 zeigt das Plattenmuster der Erde mit einigen Tripelpunkten. Wenn man alle kleinen Platten auch noch mitzählt, geht man heute von ungefähr 50 eigenständigen Platten aus. Eine zwangsläufige geometrische Folge dieser Vielzahl von Platten ist, dass es immer wieder zu Treffpunkten von drei Platten kommt. Bei allen Plattengrenzen handelt es sich um dynamische Grenzen, die einer ständigen Veränderung unterworfen sind: an divergenten Plattengrenzen weichen die Platten voneinander weg, an konvergenten Plattengrenzen wandern sie aufeinander zu und an Transformstörungen gleiten sie aneinander vorbei. Punkte mit vier aufeinandertreffenden Platten gibt es nicht, da sie aufgrund der dynamischen Entwicklung sofort nach ihrer Bildung wieder in Tripelpunkte umgewandelt würden. Die hervorgehobenen Tripelpunkte werden im Folgenden im Detail beschrieben.

Abb.4.5.2a: RRR-Tripelpunkt – Beispiel Rodrigues-Tripelpunkt im südlichen Indischen Ozean (bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Abb.4.5.2b: Detaillierte bathymetrische Karte des Rodrigues-Tripelpunktes im südlichen Indischen Ozean (bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Der in Abb. 4.5.2 gezeigte Rodrigues-Tripelpunkt im Indischen Ozean ist ein Beispiel für einen RRR-Tripelpunkt. Hier treffen drei mittelozeanische Rücken aufeinander. In der bathymetrischen bzw. topographischen Karte (links oben ist Madagaskar zu sehen) ist die Morphologie des Meeresbodens dargestellt. Bathymetrisch bedeutet, dass auf der Karte die jeweilige Meerestiefe farbcodiert dargestellt ist. Daraus ergibt sich dann eine Karte der Meeresbodenoberfläche. Je heller die Farbe ist, desto geringer ist die Meerestiefe.

Abb. 4.5.2b zeigt einen Ausschnitt aus der Karte in Abb. 4.5.2a. Der Rodrigues-Tripelpunkt ist auch im Detail sehr gut erkennbar und geometrisch einfach gebaut. Die mittelozeanischen Rücken beginnen tatsächlich direkt am Tripelpunkt, was durchaus nicht bei allen Tripelpunkten der Fall ist: s. Abb. 4.5.3b.

Abb.4.5.3a: RRR-Tripelpunkt – Beispiel Galápagos-Tripelpunkt im Pazifischen Ozean (bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Abb.4.5.3b: Detaillierte bathymetrische Karte des Galápagos-Tripelpunktes im Pazifischen Ozean (bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Auch beim Galápagos-Tripelpunkt handelt es sich um einen RRR-Tripelpunkt. In der bathymetrischen Karte (Abb. 4.5.3a) ist der ostpazifische Rücken auf der linken Seite mit der schmalen dünnen Linie und das Ost-West verlaufende Galápagos-Spreizungssystem mit seiner etwas raueren Meeresboden-Morphologie zu sehen.

Im Detail (Abb. 4.5.3b) zeigt sich m Galápagos-Tripelpunkt, dass die jetzt nicht so eindeutig wie am Rodrigues-Tripelpunkt ist. Es wird aus der Morphologie nicht eindeutig klar, wo sich die mittelozeanischen Rücken genau treffen und vor allem beim Galápagos-Spreizungszentrum ist nicht klar, wo sich der Rücken nach Westen hin weiter vorbaut, zwei Äste stehen zur Auswahl und es wird erst die Zukunft zeigen, welcher Ast sich als Spreizungssystem durchsetzen wird.

Abb.4.5.4a: RRR-Tripelpunkt – Beispiel Afar-Tripelpunkt im Afar-Dreieck (topografische/bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Abb.4.5.4b: Detaillierte topografisch/bathymetrische Karte des Afar-Tripelpunkt im Afar-Dreieck (topografische/bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Abb. 4.5.4 zeigt den RRR-Tripelpunkt im Afar-Dreieck. Hier treffen das Rote Meer, der Golf von Aden und das Ostafrikanische Grabensystem aufeinander. Es handelt sich um den Tripelpunkt der Arabischen Platte, der Afrikanische Platte und der noch nicht komplett von der Afrikanischen Platte getrennten Somalischen Platte (vgl. dazu Kapitel  3.1 der Reihe zum System Erde).

Der Afar-Tripelpunkt ist weitaus komplizierter aufgebaut, als es auf den ersten Blick aus der Ferne scheint. Von links unten ragt das Ostafrikanische Grabensystem herein, ein mittelozeanischer Rücken ist hier allerdings noch nicht entwickelt. Die Grabenstrukturen treffen auf ganz junge Spreizungszonen, in denen es schon zur Bildung neuer ozeanischer Kruste kommt, die aber auch noch nicht klar abgegrenzt sind. Außerdem hat sich im Bereich des Afar-Dreiecks eine kleine Mkroplatte gebildet, die als Danakil-Platte bezeichnet wird – nach der Danakil-Senke in der Mitte dieser Platte. Ganz eindeutig ist die Begrenzung der Platte hier nicht, aber da sie allseitig von Plattengrenzen im plattentektonischen Sinne umgeben ist, wird sie heute als Mikroplatte angesehen.

Im Afar-Dreieck existieren somit mehrere Tripelpunkte, denn auch an der Danakil-Mikroplatte befinden sich Tripelpunkte überall dort, wo sich drei Plattengrenzen oder zukünftige Plattengrenzen treffen.

Abb.4.5.5a: TTT-Tripelpunkt – Beispiel Japan-Tripelpunkt, Pazifikküste vor Japan (topografische/bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Abb.4.5.5b: Detaillierte bathymetrische Karte des Japan-Tripelpunktes, Pazifikküste vor Japan (topografische/bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Vor der japanischen Pazifikküste treffen drei Subduktionszonen aufeinander, die Japan-Tiefseerinne im Norden, im Süden die Izu-Bonin-Tiefseerinne und nach Westen reichend, der Sagami-Trog (Abb. 4.5.5a). Hier handelt es sich um einen TTT-Tripelpunkt.

Im Detail ist es auch hier nicht ganz eindeutig, wo die Subduktionszone des Sagami-Troges verläuft (Abb. 4.5.5b).

Abb.4.5.6a: TFF-Tripelpunkt – Beispiel Mendocino-Tripelpunkt, Westküste Nordamerika, vor Kalifornien (topografische/bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Abb.4.5.6b: Detaillierte bathymetrisch/topografische Karte des Mendocino-Tripelpunktes, Westküste Nordamerika, vor Kalifornien (topografische/bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Am südlichen Ende der Juan-de-Fuca-Platte im Nordosten des Pazifischen Ozeans befindet sich ein Tripelpunkt mit zwei Transformstörungen und einer Subduktionszone: die Cascadia-Subduktionszone im Norden, die San-Andreas-Transformstörung im Süden und nach Westen abgehend die Mendocino-Transformstörung (Abb. 4.5.6a). Hier handelt es sich um einen TFF-Tripelpunkt.

Die genaue Lage des Tripelpunktes ist in der Detailansicht nicht eindeutig (Abb. 4.5.6b). Die Spur der San-Andreas-Transformstörung ist auf dem Schelf vor der Nordamerikanischen Westküste durch junge Sedimente verdeckt.

Abb.4.5.7a: RTF-Tripelpunkte vor der Westküste Nordamerikas (aus Frisch & Meschede, 2021).

Abb.4.5.7b: RTF-Tripelpunkt – Beispiel Baja-California-Tripelpunkt, Westküste Nordamerika, vor dem Eingang in den Golf von Kalifornien (topografische/bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Abb.4.5.7c: Detaillierte Karte des  Tripelpunktes am Eingang in den Golf von Kalifornien (topografische/bathymetrische Grundlage 2024 erstellt mit GeoMapApp / CC BY / CC BY (Ryan et al., 2009).

Abb. 4.5.7a zeigt zwei RTF-Tripelpunkte an der Westküste Nordamerikas, die als Beispiele für RTF-Tripelpunkte herangezogen werden. Hier trifft ein mittelozeanischer Rücken mit einer Subduktionszone und einer Transformstörung zusammen. Von Ferne betrachtet scheint es sich bei dem südlichen Tripelpunkt tatsächlich um einen RTF-Tripelpunkt zu handeln.

Bei genauerem Hinsehen (Abb. 4.5.7b) bemerkt man aber, dass die Situation deutlich komplizierter ist. Der Ostpazifische Rücken ist nicht mit der Subduktionszone in Kontakt, sondern etwas vor der Subduktionszone entlang einer Transformstörung nach Westen versetzt und geht dann erst nach Norden in den Golf von Kalifornien über. Die Subduktionszone geht hingegen noch etwas weiter nach Westen und mündet dann ebenfalls in eine Transformstörung. Dadurch hat sich hier noch eine kleine Mikroplatte, die Rivera-Platte gebildet.

Zwischen der Subduktionszone und dem Ostpazifischen Rücken ist die Situation etwas indifferent, wie man aus der detaillierten bathymetrischen Karte entnehmen kann (Abb. 4.5.7c). Die Verbindung zwischen der Rivera Transformstörung und der Subduktionszone ist nicht klar erkennbar. Sie wird als Konvergenzzone mit einer leichten kompressiven Komponente interpretiert, eine Subduktioszone ist hier jedoch nicht ausgebildet.

Tripelpunkte der Erde

Absolute und relative Plattenbewegungen (in Vorb.)